Nesbo, Jo - Harry Hole 01 by Der Fledermausmann

Nesbo, Jo - Harry Hole 01 by Der Fledermausmann

Autor:Der Fledermausmann
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


11 Eine Hinrichtung und

Birgitta zieht sich aus

Am Bondi Beach hatte sich ein dünner Wolkenschleier vor die Nachmittagssonne geschoben. Der Strand begann sich zu leeren und ein gleichmäßiger Strom von Menschen, der Australiens berühmte und glamourösen Strände bevölkert, kam ihnen entgegen: Surfer mit weißgemalten Nasen und Lippen, Bodybuilder mit wiegendem Gang, Mädchen in abgeschnittenen Jeans auf Rollerblades, sonnengebräunte Prominente und silikonoperierte Badenymphen; kurz gesagt: »The Beautiful People«, die Jungen und Schönen und – zumindest nach außen – Erfolgreichen. Die Campbell Parade war mit ihren dicht an dicht liegenden Modeboutiquen, den kleinen, aber begehrten Hotels und den einfachen, aber unverhältnismäßig teuren Restaurants gerade zu dieser Zeit des Tages ein vor Menschen überquellender Boulevard. Offene Sportwagen schoben sich durch die Schlangen, und die Motoren heulten ihre ungeduldigen Brunftschreie, während die Fahrer mit ihren Sonnenbrillen durch die verspiegelten Scheiben ihrer Wagen den Bürgersteig beobachteten.

Harry dachte an Kristin.

An damals, als er und Kristin auf ihrer Interrail-Tour in Cannes aus dem Zug gestiegen waren. Es war in der Hauptsaison gewesen, und sie hatten nicht ein einziges anständiges Zimmer auftreiben können. Sie waren damals schon so lange unterwegs gewesen, daß ihre Reisekasse sehr zur Neige gegangen war, eine Übernachtung in einem der zahlreichen Luxushotels kam deshalb überhaupt nicht in Frage. Deswegen schauten sie nach, wann der nächste Zug nach Paris fuhr, verstauten ihre Rucksäcke in einem Schließfach und gingen zur Croisette hinunter. Dort promenierten sie hin und her und schauten sich die Menschen und Tiere an, alle gleichermaßen schön und reich, und die wahnwitzigen Jachten mit eigener Mannschaft – mit Cabincruisern als Zubringerbooten am Achterende befestigt und Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach – und sie schworen sich noch an Ort und Stelle, ihr Leben lang links zu wählen.

Schließlich waren sie von all dem Hin- und Herlaufen so verschwitzt, daß sie ein Bad nehmen mußten. Handtuch und Badezeug waren im Rucksack, so daß sie in ihrer Unterwäsche schwimmen gehen mußten. Kristin hatte keine sauberen Slips mehr und trug deshalb Harrys triste Männerunterwäsche. Sie wateten glücklich kichernd mit ihren weißen Doppelripp-Unterhosen zwischen teuren Tangas und schwerem Goldschmuck ins Mittelmeer.

Harry erinnerte sich daran, daß er hinterher auf dem Rücken im Sand lag und Kristin anschaute, die das T-Shirt lose um ihre Hüften geknotet hatte, während sie die nasse, schlabberige Unterhose auszog. Er genoß den Anblick ihrer glühenden Haut, die in der Sonne glitzernden Wassertropfen, das T-Shirt, das an einem langen, sonnengebräunten Schenkel entlangglitt, den weichen Bogen ihrer Hüfte und die langen Blicke der Franzosen, und er sah, daß auch sie ihn einen Augenblick lang anschaute, ihn auf frischer Tat ertappte, lächelte und seinem Blick standhielt, während sie zögerlich die Jeans hochzog – eine Hand unter das T-Shirt gleiten ließ, so als wolle sie den Reißverschluß hochziehen, sie aber dort liegen ließ, den Kopf hob und die Augen schloß . . . Dann fuhr sie sich neckend mit einer roten Zungenspitze über die Lippen, ließ sich fallen und landete, von Lachen geschüttelt, hart auf ihm.

Später aßen sie in einem viel zu teuren Straßenrestaurant mit Aussicht auf das Meer, und als die Sonne



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